Interview mit der Globetrotterfamilie Annette und Malte Clavin

Familie Clavin auf Reisen

Reise-Steckbrief der Familie Clavin:

Schon vor den Kindern sammelten Annette und Malte Clavin Reiseerfahrungen auf nahezu allen Kontinenten der Erde. Mit ihren Kindern bereisten sie Asien – vor allem Südostasien – auf mehreren Langzeitreisen:

2004/2005 sechs Monate durch Thailand, Vietnam, Laos, Myanmar und Bali

2010 fünf Monate Sri Lanka

2012 knapp fünf Monate durch Burma, Malaysia, Borneo, Brunei und Singapur


In der packenden Live-Reportage „WELTKLASSE – die Welt als Klassenzimmer“ verraten Malte und die fünfzehnjährige Amelie Clavin, wie es wirklich war in Südostasien. Sie erzählen von faszinierenden Menschen, wilden Tieren und fremden Kulturen. Von den kleinen Abenteuern des ungewohnten Alltags – und den großen Abenteuern jenseits ausgetretener Touristenpfade. Der Aufstieg zum „Adam’s Peak“, zu Gast beim Bad der verwaisten Elefantenkinder, wochenlanger Barfuß-Alltag unter Palmen, das Lernen für die deutsche Schule im eigenen Tempo: lauter Erinnerungen, Erfolge und Erfahrungen fürs Leben.

Schon vor den Kindern wart ihr beide, Malte und du, begeisterte Weltreisende und konntet somit schon als junge Eltern mit einer langjährigen Reiseerfahrung aufwarten. Warum hat es dennoch mit dem ersten Kind ein paar Jahre gedauert, bis ihr schließlich eine Fernreise unternommen habt? Waren es damals die sogenannten vernünftigen Bedenkenträger im Bekanntenkreis oder der Verwandtschaft, die euch zur Zurückhaltung ermahnten, oder war zum damaligen Zeitpunkt einfach die Zeit noch nicht reif für das große Abenteuer „Weltreise mit Kind“? 

Es war unsere innere Stimme – wir nennen sie GIFTI – die uns in den ersten Lebensjahren von Amelie davon abgehalten hat auf eine längere Reise zu gehen. Plötzlich waren wir Eltern und nicht länger nur für uns verantwortlich. Die Hauptthemen von GIFTI waren vor allem Gesundheitliche und Finanzielle. „Amelie ist viel zu klein und zu zart“, „… sie wird das Essen nicht vertragen“, „was, wenn sie krank wird?“, „allein der lange Flug wird für sie schrecklich sein“, „wochenlang Jetlag-Probleme“, „sie wird ihren Kinderladen und die sichere, stabile Umgebung zu Hause vermissen“, „wie wollt Ihr das eigentlich finanzieren?“, Bedenken über Bedenken.

Ist es so, dass man – wenn man schon einmal mit einem Kind länger und weiter weg war – beim zweiten Kind automatisch mutiger wird? Mit dem zweiten Kind habt ihr euch ja schon sehr früh (Smilla war damals gerade 18 Monate alt) auf eine längere Reise begeben, die euch nach Sri Lanka führte. Erleichterte die Reiseerfahrung, die ihr mit eurem ersten Kind machen konntet, die Entscheidung für diese Abenteuerreise mit Baby? 

Auf jeden Fall fühlten wir uns durch unsere positiven Erfahrungen der ersten Reise besser gewappnet gegenüber unserem GIFTI. Dennoch hat er wieder ordentlich Gegenargumente aufgefahren, da Smilla ja doch noch sehr klein war, gerade die ersten Schritte probierte und grundsätzlich alles, was sie in die Finger bekam, in den Mund steckte.

Reisen mit Baby ist ein Abenteuer.

Fünf Monate habt ihr damals mit euren beiden Kindern (18 Monate und 10 Jahre alt) in Sri Lanka verbracht. Sicherlich eine unvergessliche Zeit für euch. Was sind deine persönlichen Highlights dieser Reise? Welche Ereignisse oder besondere Momente bringen dich heute noch ins träumerische Schwärmen, wenn du an Sri Lanka zurückdenkst? 

Neben der unglaublichen Vielseitigkeit Sri Lankas, war das Besondere der Reise, dass wir so „entschleunigt“ unterwegs waren. Auf unserer ersten Reise sind wir ja durch Südostasien gezogen; immerhin waren wir in 6 Monaten in 6 Ländern und nun nahmen wir uns bewusst die Zeit 5 Monate auf dieser kleinen Insel (gerade mal so groß wie Bayern) zu verbringen. Allein dadurch ergaben sich viele schöne Begebenheiten und Begegnungen. Aber wenn ich zurückdenke, sehe ich uns am Strand von Mirissa sitzen, wahrscheinlich die hunderste Strandburg bauen… einfach weil wir unendlich viel Zeit hatten und es nichts anderes zu tun gab. Diese Freiheit, diesen Luxus sehne ich mir manchmal im Alltag herbei.

Und die Kinder? Smilla war ja bei ihrer ersten Reise noch sehr klein. Aber trotzdem – was glaubst du, bleibt den Kindern nach solchen intensiven Erfahrungen im Gedächtnis? Beeinflusst es Kinder maßgeblich in ihrer Entwicklung? Und wie ist das feedback eurer schon ein wenig älteren Tochter auf die Langzeitreisen? In welcher Form profitiert sie nachhaltig davon?

Da Smilla oft bei unseren Vorträgen dabei ist, dort die Fotos und Filmsequenzen sieht und wir ohnehin viel über unsere Reisen sprechen, halten wir die Erinnerung wach. Ansonsten könnte sie sich bestimmt an nichts Konkretes erinnern. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Reisezeiten die Kinder prägen. Unsere Grundschullehrerin ist davon überzeugt, dass Amelies große soziale Kompetenz, ihre Bescheidenheit und Großzügigkeit auf unsere Reisen zurückzuführen sind.  Es kann einfach nur gut sein immer mal wieder über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Reisen bildet - vor allem Kinder!

Womit ich zu einer ganz wichtigen Frage kommen möchte, die – auch aus unserer Erfahrung – sehr viele Eltern brennend interessiert: Mit welcher Strategie habt ihr die Schulbefreiungen eurer großen Tochter durchsetzen können? Viele Schulen in Deutschland sind ja demgegenüber nicht so offen – vor allem in Bayern nicht. Oder hattet ihr mit eurer Schule einfach nur großes Glück?

Bei der ersten Schulbefreiung hatten wir überhaupt keine Probleme, die zweite hingegen mussten wir uns wirklich erkämpfen. Letztendlich gibt es immer einen Handlungsspielraum für die Schule. Gut, wenn man an einen aufgeschlossenen Schulleiter gerät, der sich nicht nur auf die bestehenden Paragraphen beruft. Letztendlich sollte das Wohlergehen des Kindes doch im Mittelpunkt stehen – und das ist dann auch schon die einzige „Strategie“ die ich empfehlen kann.

Heute würde ich nicht mehr um eine Schulbefreiung bitten, sondern diese ankündigen! Ein „Nein“ (mit dem Schulgesetz im Hinterkopf) ist nämlich sehr einfach und oft viel zu schnell ausgesprochen.

Verlief der Unterricht unterwegs reibungslos oder musstet ihr euch (und Amelie natürlich) bei den sicherlich ereignisreichen Reisetagen immer wieder dazu überwinden? Gab es für Amelie einen festen Stundenplan und vorher festgelegte Schulstunden pro Tag?

Amelie war eine tolle Schülerin. Wenn Sie Langeweile hatte, bearbeitete sie freiwillig ihre Hefte. Ansonsten nutzen wir meist den Mittagsschlaf von Klein-Smilla und arbeiteten dann die Themen, in denen Amelie Hilfestellung oder Erklärung brauchte, gemeinsam auf. An sehr ereignisreichen Reisetagen haben wir nicht gelernt. Durchschnittlich 1 Stunde am Tag reichte definitiv aus, um den Schulstoff zu bearbeiten. Überwinden mussten wir und Amelie uns selten.

Kinder erobern Herzen.

Eure bevorzugten Reiseländer liegen fast alle in Südostasien. Was ist für dich persönlich der besondere Reiz dieser Region?

In erster Linie sind es die Menschen, die uns immer wieder nach Südostasien ziehen, so kinderlieb und freundlich. Auch die buddhistische Philosophie gefällt uns sehr gut. Aber natürlich wären da noch die fantastischen Temperaturen, das leckeres Essen, die traumhaften Strände, die exotischen Tiere und die unzähligen, so unterschiedliche Tempel – und das alles zu guten Preisen.

Sicherlich habt ihr euch vor den Langzeitreisen mit euren Kindern auch Gedanken über die Krankheitsgefahren vor Ort gemacht. Impfen ist ja das eine, aber wie seid ihr mit den Krankheitsgefahren, die man nicht durch Impfungen ausschalten kann – wie beispielsweise Malaria oder Denguefieber – umgegangen?

Das A und O einer guten Gesundheitsvorsorge ist neben manchen Impfungen eine gut ausgestattete Reiseapotheke. Für die nehme ich mir immer besonders viel Zeit. Denn wenn ein Notfall oder Krankheit eintritt, musst Du wissen was in deiner Apotheke zu finden ist und einen schnellen Überblick über die Anwendung/Dosierung haben. Auch vorab Adressen von Ärzten, Krankenhäusern, Botschaften zu recherchieren und notieren gibt einem Sicherheit. Gegen Malaria versuchen wir präventiv vorzubeugen, indem wir Moskitonetze dabei haben und zur Dämmerung eben immer eingecremt und komplett angezogen sind. Das geht eigentlich recht gut. Anders sieht es bei Dengue aus. Hier muss man einfach vor Ort schauen wie es sich verhält, wie hoch das Mückenaufkommen ist und wie das Schutzmittel hilft – ansonsten reist man auch mal weiter in ein Nicht-Dengue-Gebiet.

Von euren Langzeitreisen bringt ihr nicht nur persönliche Erlebnisse und Erfahrungen mit nach Hause, sondern auch ganz viele wundervolle Bilder und Filme, die Ihr in eurer beeindruckenden Live-Reportage zeigt. Wo und wann kann man euch in den nächsten Monaten mit welchem Vortrag sehen?

Die aktuellen Termine findet ihr auf unserer website (www.weltreise-mit-kind.de).

Exotische Ziele sind auch mit Kindern möglich!

Verrätst du mir eure nächsten Reisepläne?

Amelie und Smilla würden am liebsten nach Australien, aber es gibt noch keine konkreten Pläne.

Viele junge Familien träumen ja mittlerweile von einer längeren Auszeit mit Baby oder Kleinkind – die Elternzeit ist für solch ein Vorhaben der ideale Zeitpunkt. Dennoch schrecken viele Familien vor Fernreisen – gerade in tropische Regionen – mit ihren kleinen Kindern zurück. Was kannst du jungen Eltern raten, die mit einer Fernreise in eine tropische Region liebäugeln? Welche Ängste kannst du ihnen aus deiner langjährigen Erfahrung als Reisemama nehmen? 

Grundsätzlich gilt: Wenn es den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut! Eigentlich muss man vor gar nichts Angst haben. Um es allgemein zu formulieren: Verantwortungsbewusst sein, also nicht leichtsinnig oder naiv, sich das richtige Reiseziel aussuchen (muss ja nicht gleich in den Dschungel gehen ohne ärztliche Versorgung), gut vorbereitet sein (gut informiert über das Reiseland, richtig ausgerüstet, evtl. geimpft).

Vielen Dank, liebe Annette, für dieses aufschlussreiche und sehr interessante Interview. Ich wünsche euch noch viele große und großartige Reisen als Familie.

www.weltreise-mit-kind.de

Alle Bilder dieser Seite unterliegen dem Copyright von © Malte Clavin.

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