Wandern mit Kindern im Canyonlands und Arches Nationalpark mit Antelope Island / USA

Canyonland Nationalpark USA

Ab in die Wüste! – Wandern und staunen im Canyonlands National Park (Island in the Sky District)

Ein Beitrag von Volker Otter

Für die lange Strecke vom Yellowstone Nationalpark in die Hochwüsten Utahs bekamen wir (Vater, Mutter, zwei Kinder, neun und dreizehn Jahre alt) in der Vorbereitung unserer Reise von Familie Sinterhauf einen „Geheimtipp“ mit auf den Weg: „Macht eine Station im Antelope Island State Park am großen Salzsee! Einsam und cool!“ Gemacht getan, da die Strecke für eine Fahrt definitiv zu lang ist – wir sind ja schließlich im Urlaub!

Antelope Island State Park

Antelope Island erreicht man über einen großen Damm. Die Insel liegt mitten im Great Salt Lake, der – ohne Abfluss – das aufgrund exzessiver Wassernutzung immer spärlicher fließende Wasser seiner sedimenthaltigen Zuträgerflüsse verdunstet und versalzen lässt. Der Salzgehalt des verbleibenden Wassers ähnelt dem des Toten Meers. Mittlerweile fällt der Great Salt Lake immer trockener, da ihn nur noch ein Bruchteil des zufließenden Wassers überhaupt erreicht. Trotzdem: ein schöner Ort. Der Campingplatz ist gut eingerichtet und im Übrigen auch von zu Hause aus buchbar, wenn man sicher gehen will, einen Platz zu bekommen. Das Plumpsklo ist sauber, man bringt aber besser eigenes Klopapier mit. Sicher ist sicher. Die Schranken zur Zufahrt vor dem Damm schließen um 22.00 Uhr. Die Ranger haben dann Feierabend. Wasser muss man mitbringen, gibt es aber auch ein paar Kilometer weiter an der Badestelle, wo man neben Duschen, einem kleinen Fast Food Laden auch ein wenig Sandstrand findet. Je näher man sich dem Wasser nähert, desto mehr umschwirren einen tausende kleiner harmloser Fliegen. Dann endlich im Wasser: Hinlegen, treibenlassen, man bleibt oben. Abgefahren! Achtung, das Salz reizt die Haut und die Schleimhäute, zurück an der Badestation unbedingt abduschen!!!!

Bison im Antelope Island State Park

Tagsüber gibt es viele Wandermöglichkeiten entlang dem Seeufer oder quer durch das Prärieland, wo man unweigerlich auf Bisons, Gabelhornantilopen, Hirsche und mit Glück auch Dickhornschafe trifft. Abends genießt man dann die Sonnenuntergangsstimmung mit Blick auf den See. Wer im August hierher kommt, kann dies auch ohne diese kleinen, miesen Noseeums (Stechfliegen) tun, die einem ansonsten das Genießen erschweren…. Hätte uns nicht eine Sturmfront vertrieben, wir wären noch länger geblieben.

abendliches Chillen im Canyonlands NP

Aber wo wollten wir doch noch hin? Ach, ja, in den Canyonlands Nationalpark. So kann man sich manchmal vertun, wenn man sich treiben lässt.
Wieder einer von diesen Parks, dessen Campingplatz man nicht buchen kann. Also auf ein Neues früh losfahren, um am späten Vormittag anzukommen. Eine interessante Fahrt übrigens, da man verschiedene Klimazonen passiert und zusehen kann, wie das Land immer trockener wird, bis man schließlich in der Wüste angekommen ist. In einem der kleinen Wüstenstädtchen nördlich des Canyonlands Nationalparks kaufen wir noch einmal ein, da der Park in einer Sackgasse liegt und die gut 50 Fahrt-Kilometer vom Park zum Highway und weiter zur nächsten Stadt (Moab) ca. eine Stunde Zeit in Anspruch nimmt.
Wir haben Pech und Glück gleichermaßen. Der Willow Flat Campground ist voll. Also wieder raus aus dem Park. Pech! Kurz hinter der Abzweigung zum Dead Horse State Park (Campingplatz ebenfalls sehr schön, aber auch voll) finden wir auf der linken Seite die wunderschöne (Glück!) Cowboy Camp Camping Area des Bureau of Land Management (BLM). Ein kleiner Zeltplatz mit sieben Stellplätzen (nichts für Wohnmobile!!!!) auf einem Plateau mit weitem Blick ins Land und einem Open Air Plumpsklo. Wildromantisch, nicht nur das Plumpsklo. In den Nationalpark brauchen wir ca. 10 Minuten (zum Visitor Center). Abends hören wir Coyoten und beobachten einen Thunderstorm, der über Stunden auf uns zu kommt, uns ein gigantisches Wetterleuchten bietet, bis er uns mit voller Wucht am späten Abend trifft. Wir flüchten in die Sicherheit des Autos, während es um uns herum leuchtet, blitzt, knallt und stürmt.

Zelten heißt auch, Naturgewalten kennenzulernen

Irgendwann wird es behaglich, gefühlte Sicherheit bei tosender Urgewalt. Der Sturm flaut ab, die Kinder sind in den Sitzen eingeschlafen. Wir Eltern schauen nach den Zelten, die noch stehen und legen uns hinein. Da wir näher an unsere Wanderstartpunkte wollen, ziehen wir am nächsten Morgen um auf den Willow Flat Campground, der zwar gut gefüllt, aber trotzdem ruhig und sehr gut in Schuss ist. Die Plätze sind geräumig und verfügen über hölzerne Schattendächer. Wasser gibt es beim Visitor Center (sieben Kilometer entfernt), die Plumpsklos sind sauber.

Willow Flat Zeltplatz

Abends zieht es uns immer wieder zum Lookout zweihundert Meter weiter an der Abbruchkante zum Green River. Hier trifft man Leute, tauscht sich aus und wird gemeinsam immer stiller, wenn das Farbenspiel der untergehenden Sonne die bizarre Felslandschaft und die Welt des Green River da unten in warmes Rot, Orange, Lila, Blau und rötliches Grau kleidet. Während andere schon gehen, bleiben wir noch mit einem Fotografen und einigen anderen Menschen und warten auf das Licht nach dem Licht, wenn die untergegangene Sonne die Nachtwolken dezent von unten anstrahlt und sich nochmal ein zarter Schimmer über alles legt. Wir gehen zufrieden im Dunkeln zu unseren Zelten zurück. Morgen starten wir unsere erste Wanderung, übrigens ein Vorteil des Island in the Sky Districts: Wir finden hier eine grundlegende Infrastruktur vor. Es gibt einige für Kinder geeignete Wanderwege, Moab und der Arches Nationalpark sind in greifbarer Nähe. Die anderen Gegenden sind wilder und abgelegener, die Wandermöglichkeiten dort sicherlich atemberaubend aber auch wesentlich anspruchsvoller, was Orientierungsfähigkeiten und Kondition betrifft. Wir fühlen uns hier auf der Himmelsinsel wohl.

Wanderung auf dem Neck Spring Trail (Rundweg, ca. 5,8 Meilen, Trailhead: Shafer Canyon Overlook)

Neck Spring Trail - oberhalb des Canyons

Bevor wir länger in die Welt der Canyons eintauchen, besuchen wir am frühen Morgen noch den oft abgelichteten und absolut sehenswerten Mesa Arch. Leider ist das Licht durch leichten Hochnebel noch etwas milchig, schön ist es trotzdem. Dann geht’s aber zu unserer Hauptwanderung, dem Neck Spring Trail. Der Pfad ist gut sichtbar. Wir bleiben immer wieder stehen und beobachten Kaninchen, Schmetterlinge und jede Menge Eidechsen, ab und zu ein Kolibri, der sich an den wunderschönen Wildblumen gütlich tut. Die Flora ist faszinierend, harte Yucca – Gewächse, stacheliges Gesträuch, uralte Wacholdersträucher, verwitternde Stämme. Ein Stück weiter im Schutz senkrechter Felswände Schatten und eine Quellrinne mit Wasser (prima zum Hüte tränken, da behält man einen kühlen Kopf!): dichtes Grün, kleine gedrungene Eichen, überall Rascheln und Zirpen, alte Viehtränken als Überbleibsel der Ranching Zeit. Je weiter der Vormittag voranschreitet, desto heißer wird es. Es geht weiter.

Neck Spring Trail - Aufstieg

Nach zwei Dritteln heißt es, steil über die Felsen aufzusteigen, Achtung, immer nach den Steinmännchen Ausschau halten. Jetzt sind wir oberhalb der Schlucht und quetschen uns in den Schatten eines Busches zur Rast. Wasser haben wir genügend mit (am Ende wird jeder zwei Liter getrunken haben). Wir achten auf regelmäßige Trinkpausen. Der Pfad führt über nackten Fels. Die Kinder haben großen Respekt, da dieser sich zur Abbruchkante des Canyons neigt, kein Zaun…. Ab und an ein Pothole, eine mit Regenwasser gefüllte Mulde im Fels, Kaulquappen, mitten in der Wüste. Man kann sich vorstellen, wie wichtig, diese Pfützen für die Tierwelt sind, durch die heftigen Gewitterstürme immer wieder aufgefüllt. Wir erreichen die Straße, zu der der Pfad parallel führt und nach Westen immer wieder Ausblicke in den Shafer Canyon und die Welt des Colorado Rivers ermöglicht. Und die wollen wir abends vom Dead Horse State Park aus bewundern, nachmittags aber erst einmal ausruhen, im Schatten spielen, lesen und mit einer Wassersackdusche (mit wie wenig Wasser zwei Kinder duschen können) den weißen Film aus Salz und Sonnencremeresten abwaschen, entspannen.

Der Dead Horse State Park

Dead Horse State Park

Die Sonne neigt sich, die Schatten werden länger. Wir setzen uns ins Auto und fahren die kurze Strecke in den nahen Dead Horse State Park. Von oben schauen wir auf den Colorado River und die Dead Horse Mesa, wo Cowboys einmal eine Mustangherde hinauftrieben und vergaßen, die dort elendig verdurstete. Die Schatten wandern, wieder dieses Farbenspiel von Grün, Rot und Orange, das sich langsam in Lilatöne verwandelt, schwer, sich davon zu lösen und wieder zu den Zelten zu fahren. Die Kinder fallen in die Schlafsäcke, bevor der Sternenhimmel sich gigantisch über uns ausbreitet, tiefschwarz und klar, so viele Eindrücke, einfach fantastisch! Morgen brauchen wir Nachschub! Auf nach Moab und zu einem Ausflug in den Arches Nationalpark.

Der Arches Nationalpark

Wir hatten es schwer mit dem Arches Nationalpark. Ein extrem heißer Tag mit 100 Grad Fahrenheit und Autoschlangen, die kein Ende nahmen. Eigentlich schade, da ich von einer vergangenen Reise um die einsame Schönheit dieses Parks weiß. Wir entscheiden uns für eine kurze Wanderung zum Landscape Arch (2,6 Kilometer). Eine dramatische Landschaft, die man mit vielen, vielen Menschen teilen muss. Ehrlich gesagt sind wir froh, dass wir in den Canyonlands gelandet sind und nicht hier. Dort geht das Leben irgendwie einen langsameren Gang.

Arches National Park

Vielleicht liegt es aber auch einfach nur an der Hitze heute und den Kopfschmerzen unseres Jüngsten, die im klimatisierten Red Rock Bakery Café in Moab langsam abebben. Das Café ist herrlich zum Chillen, E-Book nachladen, Postkarten schreiben bei leckeren Kaltgetränken, Café Latte und dem einen oder anderen süßen Teilchen in Gesellschaft von coolen Leuten. Einkaufen, auch neues Eis für die Kühlbox, samt Kaltgetränken und Marshmellows für das heutige Abendlagerfeuer. Wir haben uns überall ein wenig Holz zusammengekratzt. Zurück im Park im Schatten entspannen, das Feuer vorbereiten, kochen. Langsam wird es dunkel. Der Sternenhimmel spannt sich über uns. Heute schauen wir alle nach oben. Es gibt nur noch wenige Orte auf der Welt, an denen keine oder nur wenig Lichtverschmutzung den Blick ins Weltall trübt. Ein richtiges Wüstenlagerfeuer. Heute gehen wir spät ins Bett, obwohl wir morgen wieder etwas vorhaben.

Cowboy Camp Camping Area - blaue Stunde

Zwei kleine Wanderungen: auf den Whale Rock (1Meile) und zum Upheaval Dome Overlook auf dem Crater View Trail (2 Meilen, verlängerbar)

Der Whale Rock ist ein Felskamm, der in Form eines großen Wals rund und dick aus der Wüste herausragt. Ein kurzer Anstieg bringt uns auf den Kamm. Hier kann man kreuz und quer laufen, auf Ameisen, die einen Riesenkäfer abschleppen, achten, Kaulquappen in einem Pothole bestaunen, Kaktusfeigen sezieren und probieren und natürlich den Ausblick genießen. Die meisten Leute fahren einfach am Whale Rock vorbei, direkt zum nahen Crater View Trail. Gut für uns, sind wir hier dann ganz entspannt und allein.

auf dem Whale Rock

Auf dem Crater View Trail wird es voller, auch hier wieder ein kurzer Aufstieg, dann am Rand eines Kraters entlang, soweit das Herz begehrt. Der Krater ist spektakulär. Wie er entstanden ist, darüber streiten sich die Wissenschaftler, wir stellen uns einen möglichen Meteoriteneinschlag vor, warum nicht? Wir treffen verschiedene Menschen am Kraterrand, ein herrlich schrilles, schwules Paar mit Schoßhündchen, ein Kanadier mit seinen Kindern, der fast akzentfrei deutsch spricht, was für eine Mischung aus Menschen und Natur. Zwei tolle, kurze Wanderungen, besonders für jüngere Kinder! Den Rest des angebrochenen Nachmittages entspannen wir auf dem Zeltplatz im Schatten, drückende Luft ist heraufgezogen. Heute Abend haben wir noch etwas Tolles vor.

Abendwanderung auf dem Grand Viewpoint Trail (2 Meilen)

Grand Viewpoint Trail - ganz nah am Abgrund

 

Der Grand View Point bietet atemberaubende Blicke auf den Colorado River, vielen Leuten reicht das. Uns nicht. Der Grand View Point Trail führt entlang einer Abbruchkante an das Ende eines Plateaus. Rechts schaut man in den Canyon des Green Rivers, links in den Colorado. Die Erde scheint wie aufgerissen, Felstürme, Abstürze, Plateaus, Schluchten vereinen sich zu ungezähmter Wildheit. Das Licht wirft lange Schatten, grüne dornige Sträucher vor dunkelrotem Fels, grüne Plateaus vor aufgerissenen Riesenfurchen, unbeschreiblich. Am Ende des Trails ragt ein Fels über den Abgrund. Hier stand ich vor neunzehn Jahren alleine, heute zusammen mit meinem älteren Sohn. Vaterstolz! Der Rückweg ist der gleiche. Nur das Licht ist anders und somit alles andere auch. Die Felstürme werden andere Schatten, erstrahlen in anderem Licht. Zurück am Grand View Overlook warten wir noch, bis die Sonne weiter sinkt und das Farbenspiel einsetzt. Heute Abend wieder ein Lagerfeuer und für die Erwachsenen noch ein leckeres Bier aus Moab. Morgen geht es weiter zum Capitol Reef National Park. Am Ende unserer Reise in ein paar Wochen werden wir uns an den Canyonlands Nationalpark als einen unserer Lieblingsplätze auf dieser Reise erinnern, an dem wir oft gestaunt und manchmal so etwas wie Ehrfurcht gespürt haben.

Hat dir der Artikel gefallen? Dann freuen wir uns !

← zurück zur Übersicht „Reisen mit Kindern in Amerika/USA“

weitere schöne Wanderungen findest du auf unserer interaktiven Karte →

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.