Radtour mit Baby auf dem Ostseeküstenradweg in Dänemark – Südjütland und die Insel Ærø

Die Anreise nach Flensburg war etwas strapaziös. Unser Plan, dass unser Baby während einer Nachtfahrt friedlich im Auto schlummert und am nächsten Morgen frisch und munter ist, geht nicht ganz auf. Sicherlich hat er geschlafen, aber leider nicht die ganze Nacht. Nun sitzen wir drei etwas übernächtigt in einem Flensburger MacDonald und frühstücken. Der Kleine ist zwar noch guter Dinge, dennoch spüre ich, dass sich diese gute Laune bei seinem Schlafmangel nicht lange halten wird. Deshalb wird es höchste Zeit, dass wir aufbrechen.

Kuschelstunde mit Tiger Tom
Kuschelstunde mit Tiger Tom

Der Fahrradanhänger ist für ihn die ideale Einschlafhilfe. Für heute haben wir uns keine lange Tagesetappe vorgenommen, da wir selbst durch die nächtliche Fahrt auch hundemüde sind.  Unser Ziel ist der erstbeste Campingplatz hinter der Grenze, der laut Reiseführer etwa zehn Kilometer von Flensburg entfernt liegt. Ein Stellplatz für unser Auto ist schnell gefunden, nur das Montieren der Räder und Aufpacken der Ausrüstung braucht ein wenig Zeit. Paul kann in diesem Jahr schon laufen, was bedeutet, dass immer nur einer Packen kann und der andere sich um das Kind kümmern muss. Leider haben wir ein sehr munteres Exemplar an Kind, was die Sache leider noch schwieriger gestaltet. Er ist mit seinen eineinhalb Jahren gerade in der Fang-mich-Mama-wahlweise-Papa-Phase. Was das bedeutet, erfahren wir in diesem Urlaub sehr schnell.

Aller Anfang ist schwer, beim Reisen mit Kleinkind

Kollund ist die erste dänische Ortschaft, wenn man den Ostseeküstenradweg direkt von Flensburg aus beginnt. Dort gibt es gleich zwei Campingplätze. Es ist zwar gerade erst Mittagszeit, doch die Müdigkeit übermannt uns alle drei. Wir schlagen unser Nachtlager auf und halten alle drei erst einmal ein gepflegtes Mittagsschläfchen.

Anmerkung von Paul: Ich bin fix und fertig! Leider bin ich noch nicht dahinter gekommen, was die beiden Spinner nun wieder vorhaben, aber Hauptsache Tiger Tom liegt neben mir und schön kuschelig ist es in meinem neuen Schlafsack auch.

Der Ostseeradweg in Südjütland
Der Ostseeradweg in Südjütland

Bereits der erste Reisetag machte uns klar wie schwierig es ist mit einem Kleinkind zu reisen. Gestern hat es den ganzen Abend geregnet. Wir spielten also das nervenaufreibende Spiel »wie bringe ich mein Kind dazu im Zelt zu bleiben«. Unsere Unerfahrenheit des Reisens mit Kleinkind wird auch dadurch deutlich, dass wir weder Gummistiefel noch Regenhose dabei haben. Was bringt eine Regenjacke, wenn das Kind durch Pfützen springt und es sich nach wenigen Metern auf dem Hosenboden bequem macht. Wie war es doch im letzten Jahr so einfach, wo er noch nicht einmal krabbeln konnte. Erfahrung ist bitter, aber notwendig!

Wir verlassen Kollund am späten Vormittag. Am Morgen und am Abend dauert alles viel länger als sonst. Einer baut das „Haus“ auf und der andere versucht in der Zwischenzeit die,  vom Kind angerichtete, Unordnung in Grenzen zu halten. Es ist immer das gleiche Spiel, welches Paul so gut gefällt: Wir räumen ein, er aus (oder umgekehrt). Wenn wir es dann geschafft haben, sind wir alle drei fix und fertig.

Der Ostseeküstenradweg in Südjütland

Heute Morgen sieht es ganz nach Regen aus. Kurz hinter Kollund fängt es auch schon an zu nieseln. Wir stellen uns an einer Bushaltestelle unter, bis der Regen langsam nachlässt. Die Strecke bis Sønderborg führt immer entlang der Hauptstraße auf einem gesonderten Radweg, oder manchmal auf einem breiten Seitenstreifen der Fahrbahn. Der Weg ist nicht, wie erwartet, brettflach sondern schlängelt sich über sanfte Hügel. Die schöne, altertümliche Stadt Sønderborg ist Hauptstadt von Jütland. Schon vor dem Ortsschild wartet auf den Besucher eine Sehenswürdigkeit, und zwar das Geschichtszentrum »Dybbøl« mit seiner recht schön anzusehenden, historischen Mühle. Von Westen kommend, rollt man geradewegs in die Stadt hinein. Wir haben gerade Mittagszeit und suchen uns ein nettes Plätzchen zum Schmausen. In einem Einkaufscenter finden wir eine Bäckerei mit herrlichen, dänischen Leckereien. Natürlich nutzen wir gleich die Gelegenheit für Paul eine Regenhose und Gummistiefel zu kaufen.  Leider haben sie keine Gummistiefel in einer so kleinen Größe. Die nette Verkäuferin meint, dass es schwierig wird überhaupt welche zu finden. Nach einem ausgiebigen Einkaufsbummel sind die Vorräte aufgefüllt und es kann mit schweren Gepäcktaschen weitergehen. Der Campingplatz der Stadt liegt in der Nähe des Hafens, fast direkt am Ostseeküstenradweg. Er ist mit allem nur erdenklichen ausgestattet und hat sogar einen Aufenthaltsraum, den wir heute aber gar nicht benötigen, da am Nachmittag die Sonne scheint.

Anmerkung von Paul: Heute war ein aufregender Tag für mich. Habe zum ersten Mal Wasser gesehen, das sich so komisch bewegt hat. Papa versuchte mir zu erklären, dass man das »Meer« nennt. Mir ist das eigentlich ganz wurscht, wie man das nennt. Ob ich hier wohl auch ins Wasser pinkeln darf, wie zuhause in der Badewanne?

Fährfahrt auf die wunderschöne Insel Ærø

Ein sehr großes Pinkelbecken
Ein sehr großes Pinkelbecken

Etwas früher als gestern starten wir heute Morgen in Sønderborg. Der Ostseeküstenradweg zwischen Sønderborg und Høruphav führt fast ausschließlich durch Waldgebiet. Es ist eine sehr schöne und sehenswerte Strecke, die immer wieder einen Blick auf das Meer zulässt. Mit dem Wetter haben wir heute wieder Glück. Am Morgen ist es zwar noch stark bewölkt, aber nach und nach kommt die Sonne heraus und beglückt uns mit ihrer wohltuenden Wärme. Von Sønderborg bis zur Fähre in Mommark sind es gerade einmal dreiundzwanzig Kilometer. Auf den letzten Kilometern verfahren wir uns zum ersten Mal und verpassen die Fähre um nur wenige Minuten. Vor unseren Augen läuft sie aus dem Hafen. Direkt am Fährhafen gibt es (schon wieder) einen Campingplatz. Im angeschlossenen Restaurant essen wir eine Kleinigkeit und vertreiben uns danach die Zeit auf dem Spielplatz am Fährhafen. Das ist uns in ganz Dänemark angenehm aufgefallen: An vielen Häfen gibt es Kinderspielplätze, oder wenigstens ein paar Spielgeräte, auf denen sich die Kleinen austoben können. Das macht das Warten um ein vielfaches erträglicher.

Zwei Stunden später setzen wir mit der nächsten Fähre über. Unser Kind ist von seiner ersten Fährfahrt sehr angetan, wobei er sich mehr für die technischen Dinge an Bord interessiert, als für die herrliche Aussicht. So wird die Überfahrt für mich zum Spießrutenlauf, da seine Neugierde alle paar Minuten von einem neuen, noch interessanteren, Objekt gefesselt wird.

Gemütliche Radwege auf der Insel Aerö
Gemütliche Radwege auf der Insel Ærø

Wir kommen im Norden der Insel Ærø an. Es ist früher Nachmittag und wir wissen nicht so genau wie weit wir heute noch fahren wollen. So heißt unser nächstes Ziel erst einmal Ærøskøbing. Bis dahin sind es nur sechszehn Kilometer. Den letzten Urlaub noch in lebhafter Erinnerung, nehmen wir uns immer nur das nächsterreichbare Ziel vor. Mit dieser Einstellung sind wir bisher gut gefahren. Nun hat die Sonne jegliche Wolken vertrieben und wir genießen die Fahrt auf der wirklich schönen Insel Ærø. Wiesen und Feldern ziehen an uns vorbei, wunderschöne, malerische Bauernhäuser stehen am Wegesrand und in der Ferne sehen wir immer wieder das Meer mit herrlichen Sandstränden. Alles wirkt verschlafen ländlich, so als sei die Zeit hier stehen geblieben. Der Ostseeküstenradweg verläuft auf dieser Strecke fast ausschließlich auf unbefestigten Wegen. Dennoch lässt es sich meist angenehm radeln, auch wenn es hier an der Küste meist auf und ab geht, was mit der Zeit ermüdet. Deshalb fahren wir auch nicht weiter, als wir am Nachmittag Ærøskøbing erreichen.

Am Abend spazieren wir zum Strand, an dem, wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, bunte Badehäuser stehen. Heute ist Sommersonnenwende und die Sonne möchte lange nicht untergehen. Dennoch muss Paul ins Bett, auch wenn ihm das gar nicht passt. Wir jedoch genießen vor dem Zelt den endenden Tag mit Chips und Cola.

Anmerkung von Paul: Glaubt bloß nicht, ich wüsste nicht, dass ihr mir etwas vorenthaltet! Möchte aber nicht undankbar sein, hatte heute eine spannende Begegnung mit meinem ersten Schiff und den Abend habe ich euch ja mit einem Sturz in ein Matschloch versüßt.

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