Ein Hoch auf die Rhön – Streckenwanderung mit Kind durch die Hochrhön 

Eigentlich sollte der Titel des Reiseberichts „Streckenwanderung mit Kindern“ heißen, doch kurz vor der Tour verweigerte unser mittlerweile fünfzehnjähriger Sohn die Beteiligung an der Streckenwanderung. Seiner Bitte um Nichtteilnahme nachgekommen, wanderten wir zum ersten Mal mit nur einem Kind für drei Tage quer durch die Rhön – und es war trotzdem schön.

Tag 1: Oberelsbach – Ehrenberg/Wüstensachsen 20,8 km

Startpunkt der Streckenwanderung ist für uns Oberelsbach, eine kleine Gemeinde östlich von Mellrichstadt. Gemächlich steigt hier der Wanderweg an auf den 737 Meter hohen Gangolfsberg. Der naturbelassene Buchenmischwald am Gangolfsberg gilt als größter Urwald der Region. Ein Naturlehrpfad führt rund um den Berg und zeigt alte Buchenwälder, die seit 1978 nahezu unberührt geblieben sind. Eine, teilweise von Moos überwucherte, Prismenwand aus Basaltsäulen ist das Wanderhighlight des Naturlehrpfades Gangolfsberg. Sie gilt als die am besten erhaltene Basaltprismenwand in der Rhön.

Basaltprismenwand am Gangolfsberg

Ausblick von der Thüringer Hütte aus

Wir verlassen den, als Rundwanderweg angelegten, Naturlehrpfad Gangolfsberg und erreichen die Wandergaststätte Thüringer Hütte. Von hier aus folgen wir der „Hochrhöntour“, ein 14,8 Kilometer langer Rundwanderweg, der im Zentrum der Hochrhön rund  um die Wasserkuppe verläuft. Über ihn gelangen wir zum Naturschutzgebiet Lange Rhön. Die Hochflächen der Langen Rhön sind das Herzstück der Hochrhön und gehören zu den landschaftlichen schönsten Sehenswürdigkeiten der Region. Zahlreiche Wildblumenarten und Tiere haben hier, vom Menschen kaum beeinflusste, Rückzugsgebiete gefunden. Das für hier typische Borstengras ist einzigartig in Deutschland. Uns haben die großflächig lila blühenden Lupinen sehr beeindruckt. Eine wirklich zauberhafte Landschaft.

Auf dem Weg in die Lange Rhön

Wunderschöne blühende Lupinen

Die Lange Rhön im Juni

Auf dem höchsten Punkt der Langen Rhön

Über den Stirnberg verlassen wir den Wanderweg „Hochrhöntour“ und steuern unser erstes Etappenziel an. Ziemlich erschöpft kommen wir am frühen Abend in der hessischen Gemeinde Ehrenberg/Wüstensachen an. Das sonnige und warme Wetter dieses langen Tages fordert seinen Tribut. Nach dem Zeltaufbau gibt es für uns nur noch drei Dinge, die uns wichtig sind: Duschen, Essen und Schlafen. Mehr braucht es nicht nach so einem schönen Tag.

Wandern auf dem Hochrhöner

Tag 2 : Ehrenberg/Wüstensachen via Milseburg und Wasserkuppe nach Gersfeld 28 km

Am nächsten Morgen zeigt sind das Wetter zunächst nicht von seiner sonnigen Seite. Nach ein paar unscheinbaren Regentropfen jedoch setzt sich wieder die Sonne durch.

Auf dem Ehrensberg

Auf dem Ehrensberg

Über den Ehrenberg gelangen wir ins nächste Tal. Weiter geht es in nördlicher Richtung durch die kleinen Ortschaften Reulbach, Brand und Oberrupsroth. Wir folgen hier keinem bestimmten Wanderweg mehr, sondern unserer Wander-Navigations-App Komoot, die uns über Wander- und Radwege auf direktem Weg zum nächsten Wanderhighlight lotst, der Milseburg.

Wegweiser zur Milseburg

Weg zum markanten Berg Milseburg

Über den Berg Bubenbader Stein stoßen wir wieder auf den Premiumwanderweg „Der Hochrhöner“ der hier ein Stückchen parallel zum Milseburgwanderweg verläuft. Der Milseburgweg ist ebenfalls ein Rundwanderweg, der auf einer Länge von 17,5 Kilometern um den Berg Milseburg herum führt. In Rhönkennerkreisen gilt der „die Milseburg“ genannte, markante Berg als der schönste Berg der Rhön. Das können und wollen wir hier nicht bestätigen, sind aber durchaus der Meinung, dass die Milseburg die schönsten Ausblicke über die weiten Landschaften der Rhön bietet. Vom 835 Meter hohen Berggipfel der Milseburg genießt man eine weite Rundumsicht in die Vorder- und Kuppenrhön. Leider macht uns das Wetter heute einen Strich durch die Rechnung und behindert mit seinen dicken Wolkenbergen die erhoffte unendliche Weitsicht. Sehr schön und urig ist die gleich unterhalb des Gipfels liegende Berghütte Milseburg für eine Einkehr.

Ausblick von der Milseburg über die Rhön

Wir verweilen nur kurz, haben wir doch heute noch einige Kilometer vor uns. Weiter geht es über die Höhen wieder Richtung Süden. Wir nähern uns erneut der Wasserkuppe, dieses Mal aus westlicher Richtung kommend. Mit der Sandplatte und dem Weiherberg überqueren wir zwei weitere Hügel, bevor es kurz vor der Wasserkuppe noch einmal ins Tal nach Absroda geht. Schon zwanzig Kilometer in den Knochen, fällt uns der steile Aufstieg zur Wasserkuppe von Absroda aus äußerst schwer. Steil windet sich der schmale Pfad nach oben.

Blick vom Weihersberg in die Rhön

Mit 950 Metern Höhe ist die Wasserkuppe der höchste Berg der Rhön und Hessens. Im Winter Skigebiet dominieren im Sommer die Segelflieger und Paraglider auf dem flachen Bergrücken das Geschehen. Bereits 1924 eröffnete auf dem Gipfel der Wasserkuppe die erste Segelflugschule der Welt, woran ein etwas heroisches Denkmal erinnert. Lange halten wir uns auf dem flachen Bergrücken nicht auf, über den ein starker und frischer Wind weht. Wir müssen heute noch ins Tal zum acht Kilometer entfernt liegenden Campingplatz bei Gersfeld wandern, und es ist mittlerweile schon achtzehn Uhr. Trotz der schönen Landschaft um uns herum haben wir es nun eilig ins Tal zu kommen. Darum lassen wir den schönen Aussichtspunkt Pferdskopf links (bzw. rechts von uns) liegen und laufen eilends den Berg hinab. Wir befinden uns jetzt wieder auf dem Wanderweg „Hochrhöntour“ und dem Fernwander- und Premiumweg „Der Hochrhöner“.

Abstieg von der Wasserkuppe

Blick zurück auf die Wasserkuppe

Völlig erschöpft und in der unteren Körperhälfte leicht demoliert erreichen wir am Abend den Campingplatz. Das Fazit der heutigen Wanderung lautet: In Zukunft nehmen wir uns ein bisschen weniger vor, damit wir mehr Zeit zum Genießen haben.

Tag 3: Gersfeld – Oberelsbach über das Rote Moor und den Heidelstein 18 km

Unsere Füße und Beine erinnern uns am Morgen qualvoll an den gestrigen Tag. Ein bisschen stolz bin ich dennoch auf meine dreizehnjährige Tochter, die die gestrige Etappe ganz tapfer durchgehalten hat.

Oberhalb von Gersfeld bei der Gemeinde Sandberg führt uns Komoot zum Rundwanderweg Kaskadenschlucht. Durch eine wildromantische Schlucht, entlang des Feldbaches, gelangen wir über einen Stichweg durch den Mostwald wieder in die Höhe und zum Roten Moor.  Das Naturschutzgebiet Rotes Moor ist ein weiteres Wanderhighlight auf unserer Tour. Über einen Bohlenpfad mit Aussichtsturm kann man durch das wirklich sehenswerte Moorgebiet laufen. Am Haus am Roten Moor kann man sehr schön einkehren. Das dazugehörige Informationszentrum mit Kino informiert über die Besonderheiten des Moores und das Naturschutzgebiet.

Bohlenweg im Roten Moor

Das Haus am Roten Moor

Wir befinden uns jetzt wieder im Kerngebiet der Hochrhön und des Hochrhönwanderweges. Der kurze und flache Aufstieg zum 925 Meter hohen Heidelstein bietet wunderschöne Ausblicke zu den beiden bedeutendsten Bergen der Rhön, den Kreuzberg und die Wasserkuppe. Leider haben wir heute wieder keine atemberaubende Fernsicht, können das herrliche Panorama also nur erahnen.

Im Schwabenhimmel

Blick vom Heidelstein in die Rhön

Nach, für uns unendlich langen, achtzehn Kilometern erreichen wir endlich wieder unseren Ausgangspunkt in Oberelsbach. Diese letzte Etappe kam uns – noch geschwächt vom Vortag – viel länger und anstrengender vor, als sie eigentlich war. Dennoch – es ist geschafft, und hat – trotz der großen Anstrengungen – irgendwie auch Spaß gemacht.

Ein Hoch auf die Rhön – denn sie ist wirklich schön!

Gesamtdaten der Tourenleistung:

Gewanderte Kilometer: 66,8

Gesamthöhenmeter: 2.060

Schwierigkeitsgrad: schwer

Informationen zum Wandern in der Rhön

Auf unserer Wanderung durch die Rhön haben wir uns nicht an ausgewiesenen Wanderwegen orientiert, sondern unsere Etappen nach Zeltplätzen gerichtet, welche für uns die groben Fixpunkte der Wanderung darstellten. Unser maßgebliches Ziel war es im Zelt zu übernachten, da wir hierbei keine Unterkünfte vorbuchen mussten. Bei der Planung hat uns dabei unsere Rad- und Wander-App Komoot gute Dienste geleistet.

Hüttenwandern ist in der Rhön sehr beliebt und es gibt zahlreiche Übernachtungshütten, die zumeist vom Rhönklub unterhalten werden. Reservierungen sind hierbei jedoch die Regel und die Bettenanzahl in den einzelnen Hütten sehr unterschiedlich. Ohne eine Reservierung ist es immer Glücksache am Abend noch einen Schlafplatz zu ergattern. Gute Informationen zum Hüttenwandern in der Rhön erhält man unter: http://www.rhoenline.de/rhoener-berghuetten.html

https://www.rhoen.de/urlaub-kultur-ferien-wellness/wandern-natur/wanderhuetten/index.html

In der Rhön gibt es zahlreiche Rundwanderwege, die meistens an einem Tag gewandert werden können. Einen guten Überblick über alle Rundwanderwege, die als „Extratouren“ bezeichnet werden, bietet die offizielle Rhön-Tourismusseite

https://www.rhoen.de/urlaub-kultur-ferien-wellness/wandern-natur/dieextratouren/index.html

Das Aushängeschild des Wandergebietes Rhön ist der 180 Kilometer lange Fernwanderweg Der Hochrhöner. Der Premiumwanderweg wurde 2010 zum schönsten Wanderweg Deutschlands gewählt. Der Hochrhöner gehört zu den „Top Trails of Germany“.

Sehr gute Informationen über diesen Fernwanderweg erhält man ebenfalls auf der offiziellen Tourismusseite der Rhön. 

https://www.rhoen.de/urlaub-kultur-ferien-wellness/wandern-natur/der-hochrhoener/index.html

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